Ohne Übung verfault jedes Talent!

Jeder der etwas Neues lernt muss üben. Das klingt so einfach aber wie geht das eigentlich? Nach über 30 Jahren Erfahrung in meinem Musikschulleben möchte ich den Eltern und Lernenden ein paar Tipps zum stressfreien Üben geben. Zunächst sollte das Üben Spielen heißen, denn „Spielen ist das fröhliche Lernen„ (Zitat von Hieronymus van Alphen). Dabei ist es wichtig, die richtige Umgebung hierfür zu finden, einen zeitlichen Freiraum und wohlgesonnene Zuhörer oder Mitspieler.

Hier einige hilfreiche Spielregeln

  • Halte dein Instrument immer spielbereit. Packe dein Instrument und die Noten nach dem Unterricht direkt aus und stelle es bereit.
  • Suche dir einen schönen Spielplatz. Dein Instrument und die nötigen Utensilien wie z.B. Notenständer, Fußbänkchen usw. stehen an einem schönen Platz an dem du jeden Tag vorbei gehst. Wer geht schon gern in den Keller zum Musizieren?
  • Spiele zunächst ein Lied, das du schon kannst und gern magst. Spiele schwierige neue Stücke nur takt- oder phrasenweise und wiederhole die Teile oft. Markiere dir die schweren Stellen. Neue Lieder müssen im Unterricht so vorbereitet sein, dass du sie spielen können kannst. Für ehrgeizige Spieler gibt es manchmal auch eine Kopfnuss zu knacken!
  • Suche dir Mitspieler und Zuhörer. Spielen in Gesellschaft macht mehr Spaß! Suche dir eine Gruppe zum Mitspielen, z.B. eine Musikschulband oder ein Ensemble, lade Freunde zum Musizieren ein oder bitte deine Eltern den Takt mit zu klatschen. Spiele für deine Familie ein kleines Hauskonzert.
  • Mache dir deine eigenen Spielregeln. Plane deine Spielzeit in deinen Tagessablauf ein. Manchmal können es nur 5 Minuten sein, ein anderes Mal vergeht die Zeit beim Spiel wie im Flug. Das Spielen sollte entspannend sein und mit einem Erfolgserlebnis enden (Spiele dein Lieblingslied am Schluss). Mache dir eine Liste mit Liedern, die du gut kannst und achte darauf, dass ab und zu ein neues Stück dazukommt.
  • Sei kein Spielverderber. Diese Spielregel richtet sich an die Eltern. Jeder geübte Ton zählt! Motivieren Sie durch Ihre Freude an den gespielten Stücken. Schaffen Sie Spielräume und nehmen Sie sich Zeit zum Zuhören oder Mitspielen. Motivieren Sie zu kleinen Vorspielen z.B. für Oma, Opa ..... seien Sie gewiss, dass Ihr Kind spielend lernt auch wenn sich mal keine Spielzeit ergibt.

 

FÜR „NICHTÜBENDE“ UND ELTERN VON "NICHTÜBENDEN". Ich habe in meiner Lehrerzeit sehr viele nicht übende Schüler/innen über Jahre begleitet. Jede Woche gab ich einem humorvollen Spruch zum Spielen zu Hause mit auf den Weg, motivierte für Schülervorspiele und suchte seitenweise Lieblingslieder heraus. Einige von diesen Schüler/innen haben tatsächlich höchst selten bis nie zu Hause geübt. Trotzdem haben sie, in meinem Fall, das Querflöte-Spielen gelernt. Zugegeben etwas langsamer, aber dennoch mit viel Freude und deutlichen Lernfortschritten. Zitat meiner nichtübenden 16-jährigen Mara: „Ich spiele so gern Querflöte, aber wenn du mich zum Üben zwingst, höre ich auf! Übrigens: Mara hat zum 18.Geburtstag ihres Bruders einen Song vorgespielt und dafür viel geübt ;-).

Mein Fazit: Dabei bleiben ist fast Alles!

von Heike Kania